Segeln mit Yachten                                   


                                                                                                               14.   Ankergeschirr   
                                                                   
                             1.   Germanischer Lloyd
                             2.    Anker
                             3.    Kette, Ankerleine, Leinenverlängerung
                             4.    Zweitanker
                             5.    Zusatzausrüstung
                   Wirbelschäkel / Kettenfanghaken, Schockabsorptions-Leine / Reitgewicht / Bleileine   
                   Plastikmarkierungen / Ankerboje / Ankersegel
                             6.    Ankerwinsch
                             7.    Heckanker
                             8.    Schlepptrosse 
 

                                                                   

1.   Germanischer Lloyd (GL)
 
     Wikipedia (2025):
Der Germanische Lloyd SE war als international tätige Klassifikationsgesellschaft ein technisches Dienstleistungsunternehmen
mit Sitz in Hamburg. ... Zum 12. September 2013 schlossen sich die beiden bisherigen Konkurrenten Det Norske Veritas (DNV)
und Germanischer Lloyd (GL) zusammen und gingen in der neuen DNV GL Group auf, die sich seit März 2021 nur noch DNV nennt. ...
       Das 1867 gegründete Unternehmen blickte auf eine lange Tradition als Schiffsklassifikationsgesellschaft zurück ... 
DNV ... ist eine internationale Klassifikationsgesellschaft und Dienstleister in den Bereichen technische Beratung,
 
Wer "nach Germanischer Lloyd" konstruierte und die dort festgelegten Spezifikationen einhielt, konstruierte nach den höchsten
Sicherheits-Standards. "Nach GL konstruiert" war also ein Qualitätsmerkmal.
Ich nehme an, das gilt noch immer.
Grundlage für die Konstruktion von Yachten war das Buch
     Germanischer Lloyd
     Rules for Classification and Construction
     I - Ship Technology
     Part 3 Pleasure Craft
 
Meine Ausgabe stammt aus dem Jahre 1996.
Alle folgenden diesbezüglich zitierten Vorschriften stammen daraus.
 
DNV verkauft dieses Buch nicht mehr. Man kann aber die Texte herunterladen.
Sie finden sich unter den Rules and Guidelines des Jahres 2012.
             > Webseite dnv.com aufrufen
             > das Suchfeld anklicken
             > Rules and standards
             > Germanischer Lloyd rules and guidelines   
                     Scrollen bis zu Downloads
             > 2012 anklicken
                     Man erhält einen ZIP-Ordner mit vielen PDFs.
             > ins Suchfeld > Pleasure Craft eingeben
                     Es bleiben 8 PDFs übrig.
             > gl_i-3-3_e öffnen. Es ist das zweite PDF von oben. 
                Titel: Yachts and Boats up to 24 m
                        Das Inhaltsverzeichnis gibt Auskunft.
                        Die Bestimmungen zu Anker und Ankergeschirr findet man unter "Annex F - Notes and Tables"
      ChatGPT:
       Die GL Rules and Guidelines sind heute nicht mehr bindend, außer in speziellen Fällen oder als technischer Referenzrahmen. 
       Maßgeblich sind die aktuellen DNV-Richtlinien.        
        Hier findest du den direkten Zugang zu den aktuell gültigen DNV Rules for Pleasure Craft (Recreational Craft):
    • DNV-RC Rules & Standards Explorer
      Über den DNV‑Hauptkatalog kannst du ...  nach „recreational craft“ oder „pleasure craft“ suchen – hier sind die verbindlichen aktuellen Vorschriften eingepflegt.
    • RCD‑Konformitätsregelung
      Für Freizeitboote von 2,5 m bis 24 m Länge, inklusive CE-Zertifizierung gemäß EU‑Richtlinie 2013/53/EU, bietet DNV Notified‑Body‑Leistungen und verweist auf DNV Certification Standard No. 2.21 Craft
      • Geh auf DNVs Rules & Standards Explorer (Kategorie „Maritime → Recreational Craft“) 
      • Suche ggf. nach „Craft standard 2.21“ oder „pleasure craft“.
      • Dort findest du sowohl Normen zur Konstruktion als auch Anforderungen an Bewertung, Zertifizierung und CE-Konformität.
Ich gehe davon aus, dass sich für Anker die Vorgaben nicht geändert haben.
 
 
2.   Anker
      2.1   Ausrüstungsvorgaben
      2.2   Gewicht des Ankers
      2.3   Material von Ankern
      2.4   Überlegungen zur Wahl eines Bugankers
      2.5   Ankertests, Ankerwahl
                Meine Ankerwahl 2025
 
2.1   Ausrüstungsvorgaben 
In Deutschland gibt es keine Ausrüstungsvorschriften.
Die Deutschen Fahrtensegler-Zusammenschlüsse, Kreuzer-Abteilung und Kreuzer-Yachtclub, geben "Sicherheitsrichtlinien"
heraus, in welchen auf die Ausrüstung von Yachten eingegangen wird.
Sie basieren (mittlerweile) auf den Richtlinien des ORC (Offshore Racing Council) und sind verbindlich für Yachten,
die an Seeregatten teilnehmen, wenn der Organisator dies fordert.
Gesetzliche Regelungen für den Fahrtenskipper gibt es nicht.
Die Verantwortung bleibt also dem Skipper überlassen.
Jeder Eigner wird aber gut beraten sein, den Erfahrungsschatz, der hinter den Sicherheitsrichtlinien steckt,
nicht zu missachten und die daraus abgeleiteten Ausrüstungsempfehlungen zu befolgen.
Die Vorgaben der Sicherheitsrichtlinien für das Ankergeschirr entsprechen jenen des GL.

In anderen Ländern ist Ausrüstung durchaus gesetzlich geregelt.
In Frankreich z. B. wird kontrolliert und bestraft,
     -    wenn z. B. die Zahl der Passagiere höher als zugelassen ist,
     -    wenn Ausrüstung fehlerhaft ist,
     -    wenn die Prüfzeiten der Feuerlöscher überschritten sind,
     -    wenn Rettungswesten fehlerhaft sind etc.
                                                                 (nach: Bateaux, La plaisance sous haute surveillance, Jahr ?)

Ankergeschirr
Das Ankergeschirr ist abhängig von der Schiffsgröße, dem Ankergrund, der Wassertiefe und den Wetter- und Seegangs-
Bedingungen, unter denen man ankert.

Einige Anker-Situationen:                                                 Wetter- und Seegangsbedingungen, die auf die Yacht einwirken:
    Binnensee oder geschlossene Ankerbucht                          Winddruck
    Ankern in einem Fluss, Ankern in fließendem Gewässer       Wind und Strömung
    Ankern in offener Bucht                                                   Wind und Welle
    Ankern unterwegs, z. B. in Tidengewässern                       Wind, Welle, Strömung
    Ankern auf offener Reede                                                ebs
    Notankern auf Legerwall                                                  ebs; Kräfte u. U. sehr hoch
    
Die Situationen sind steigernd angeordnet; entsprechend müsste sich auch die Ankerausrüstung steigern.
In der Praxis wird man sich überlegen, womit man zu rechnen hat.
Der Germanische Lloyd empfiehlt für Seeschiffe und erlaubt eine Reduzierung für Binnengewässer um 25 %.
   
 
 Richtlinien für das Ankergeschirr 
Wassersportfahrzeuge müssen eine Ankereinrichtung erhalten, mit der die vorgeschriebenen Anker  ...
schnell und sicher ausgesetzt und eingeholt und mit der die Fahrzeuge vor Anker gehalten werden können. ...
Die in Tabellen angegebenen Ankergewichte gelten für Anker "hoher Haltekraft".
     Es folgen Beispiele, u. a. CQR - Pflugscharanker und Kaczirek - Bügelanker.

HHP  (High Holding Power, Anker hoher Haltekraft
):
                  Ein Anker wird als HHP anerkannt, wenn er mindestens die doppelte Haltekraft eines Standardankers
                    gleicher Masse erreicht ...
       SHHP (Super High Holding Power):
                SHHP‑Anker müssen mindestens das Vierfache an Haltekraft erreichen im Vergleich zu einem herkömmlichen
                     stocklosen Anker desselben Gewichts
               Alternativ gilt: doppelt so viel wie ein bereits zugelassener HHP‑Anker gleicher Masse
                                                                                                                                                    (nach ChatGPT 2025)
          "Ein Stockanker darf verwendet werden, wenn sein Gewicht dem 1,33fachen des tabellarischen entspricht."       (GL)
 
Für die Auswahl eines Ankers sind also wesentlich: Gewicht und Form (Konstruktion).

 
2.2   Gewicht des Ankers
Grundlage aller Berechnungen bei GL ist die Ermittlung einer "Leitzahl" (Z),
in der die wichtigen Parameter der Yacht eingehen.

                    Z       =       0,6  *  L  *  B  *  H1  +  A 
 
        L       =       (L1 + L2) : 2         (m)    
        L1     =       CwL (Schwimm-Wasserlinie, Schiff voll beladen)
        L2     =       LOA (Länge über alles)
        B      =       größte Schiffsbreite
        H      =       Seitenhöhe der Yacht, gemessen auf halber Fahrzeuglänge
                                   (Anm: vom oberen Kielansatz bis zur Deckskante)
        H1    =       H + 1/6 HK  
        HK    =       Höhe des Kiels
        A      =       0,5 * Inhalt der Aufbauten  (m3)
                         (Aufbauten und Deckshäuser, deren Breite kleiner ist als B/4, können vernachlässigt werden.)
 
Beispiel Summertime:
                      7 t, 37 Fuß;    errechnete Leitzahl: 43,14
 
Sowohl  das Gewicht des Ankers als auch Ankertrosse und Schleppeinrichtungen für das Schiff 
lassen sich mit der ermittelten Leitzahl aus den Tabellen des GL bestimmen.
              Z  =  43,14  ergibt lt. Tabelle für
                  1. Anker:       18.4  kg            
                  2. Anker:       17.25  kg
Abweichung um 7 % wären möglich, wenn das Gesamtgewicht beider Anker dem geforderten Gesamtgewicht entspricht.
Die Empfehlungen aller Ausrüster greifen - soweit ich das sehe - auf diese Tabellen zurück.
 
Zweiter Anker
Es dürfte ursprünglich der Reserveanker gemeint sein, der als zweiter Anker bei großen Yachten im Bug gefahren wird.
Bei kleinen Yachten fehlt der Platz. Aber man hat einen Heckanker.
Wer auf Langtörn geht, braucht zusätzlich zum Heckanker mindestens einen Reserveanker.
 
 
2.3   Material von Ankern
 
      Zugfestigkeit von Stahl 
Hochfester Baustahl                       ~ 600  -  900   N/mm2
Werkzeugstahl (vergütet)               ~ 800  - 1500
Nichtrostender Stahl                      ~ 500  -  750
Zugfestigkeit von Aluminium
        hochfestes Aluminium                    ~ 500  - 570
                                                                                                                     (nach ChatGPT)   
Man sieht:    
Niro ist kaum fester als Aluminium, aber beide sind nur ~ halb so fest wie Werkzeugstahl. 
 
     Deshalb ist sowohl von Alu-Ankern als auch von Niro-Ankern abzuraten,
          es sei denn, die Dimensionierungen werden entsprechend erhöht.
 
2.4  Überlegungen zur Wahl eines Bugankers
     -   Gewicht, Kettenlänge: unbedingt nach GL.
           Wichtig ist das Gewicht vor allem wegen der Eindringfähigkeit in den Boden.
              Die Beschaffenheit des Untergrundes spielt eine besondere Rolle (Schlick, Sand, harter Sand, Kies ?)           
    -   Der Anker sollte möglichst gut halten; das sind nach GL "Anker hoher Haltekraft".      
    -   Er sollte auch noch problemlos hochzuheben sein. 
            Denn man muss den Anker erstaunlich oft bewegen, auch wenn man nicht ankert.
    -   Der Anker sollte am Bug vernünftig staubar sein. Nicht alle Anker erfüllen diese Forderung.
    -   Auch der Preis spielt eine Rolle.

2.5   Ankertests, Ankerwahl
Ankertests aus dem Internet sind mit Vorsicht zu genießen.
Wichtig ist, wer veröffentlicht.
     Wenn der Test vom Konstrukteur oder Hersteller stammt, ist Skepsis angesagt.
     Ankertests von Segelzeitschriften dürften einigermaßen objektiv sein.

Gemessen wird in der Regel die Haltekraft von Ankern.
Aus der Haltekraft und der Form und Größe des Schiffes lässt sich folgern,
welcher Windkraft dieser Anker widerstehen würde:  
Ausgewählte Beispiele:

-    Yacht  ("Anker Special", 2/99)             
        Bügelanker,               16 kg hält auf                  Bügelanker, 13,4 kg hält auf
            Sand                        550 daN                                                >  550 daN
            Schlick                     330                                                           336
            Steinigem Grund       126                          
            Gras                        340                   
        Delta 16 kg          
            Sand                       1200 / 250
           
Anm.:   
      -   Delta: Der erste Wert ist ein momentaner Maximalwert.
                       1200 daN entsprechen Orkanböen bei einer Norm-Segelyacht von 11 m (lt. Text).
                       Nach Bateaux sind das 90 kn Wind (= über 12 Bft).
                   Der zweite Wert ist ein Dauerwert (3 Minuten).
                       250 daN entsprechen lt. Yacht-Text etwa Bft. 5 – 6 .                    
      -   Die Werte des Bügelankers mit 13,4 kg sind nicht sehr verschieden gegenüber dem mit 16 kg.
 
Zusammenhang von kg, kp, Newton (N, daN)
Wikipedia
Ein Kilopond verkörpert das Gewicht einer Masse von 1 kg bei Standardschwerkraft.
Daraus ergibt sich ein Umrechenfaktor von 1 N = 0,10197 kp beziehungsweise 1 kp = 9,80665 N.
Einfach ausgedrückt:
     1 kp entspricht 1 kg,  und dieses ~ 10 N.
     Deka (da) bedeutet 10.   1 daN (also 10 N) entsprechen demnach 1 kg.
     550 daN entsprechen demnach 550 kg.
                                                                         - - - - -
 
Meine Wahl 2005
2005 habe ich mich für einen Bügelanker von Kaczierek in Stahl entschieden.
Alle damaligen deutschen Weltumsegler schworen auf diesen Anker.
Allerdings ist er etwas schwierig, in der Bugspitze zu stauen, weil er weit vorbaut.
     Der Delta-Anker ist noch schwieriger zu stauen. Er wäre die Alternative gewesen.
     Am besten im Bug zu stauen wäre der CQR. (Wenn, dann nur das Original! ... bei Lewmar.)
 
Ich habe 14 kg gewählt, weil ich dieses Gewicht noch handhaben kann.
Nach GL hätten es 18,4 kg sein müssen.
Dafür habe ich eine sehr lange Kette (50 m statt 32.5 m nach GL) und dickere Kettenglieder (10 mm statt 8) gewählt.
Vorgesehen war, eine Leinenverlängerung anzuspleißen (Liros 50 m, D 14 mm).
Dies habe ich mittlerweile fallengelassen.
Eine Weltumsegelung mit Ankern auf offenen Ankerplätzen wird nicht mehr angestrebt.
 
                                                          - - - - -
 
 
Kritik am Bügelanker    (2007)                http://www.nautictest.net
Dieser Webseite gibt es nicht mehr (2016).

Sehr kritisch äußerte sich der Autor des Berichts über den Wasi-Bügelanker (Edelstahl) :
Sinngemäß:    
     -    Auf weichen Böden pflügt er, hält jedenfalls nicht. Grund: zu schmales Blatt.
     -    Er verhakt sich leicht; dann benötigt man einen Taucher.
     -    Größte Schwäche: Bei seitlichem Wind oder Windwechsel kommt der Anker frei.
     -    Grundsätzlich sei das Design fehlerhaft, der Anker unzuverlässig.

Der Autor hält den Delta-Anker von Lewmar für optimal:
    "Für uns ist der Deltaanker vorerst die erste Wahl. Er hat sich seine hohe Wertung
    durch seine hervorragende Praxistauglichkeit und Zuverlässigkeit verdient.“
 
Hingewiese wurde auf einen Test bei Yachting Monthly.
 
                                                                                    - - - - -
-    Ankertest in: Segeln
       Sehr gut bewertet in Segeln (2007 ?) wird der schwere Spade-Anker. 
       In einer Folgeausgabe (Nr. ?) wird berichtet, dass der Alu-Spade nicht gefasst hat.
       Vermutlich wegen des zu geringen Gewichtes.
       Vom Alu-Spade ist abzuraten.
 
  Ankertest:  Yachting Monthly
                                    http://www.newmorning.info/page65/files/Yachting%20anchor%20test.pdf
Der Test stammt (vermutlich) aus dem Jahre 2006.
Die Anker wurden auf drei verschiedenen Gründen getestet.
Ergebnis (von gut zu weniger gut; ich greife nur die bekannten heraus):
         Fortress / Spade / Rocna /  Delta /  Bügel / CQR  

CONCLUSION
One of the problems with anchor tests is that they don’t represent the real world. We tried to go beyond the typical test programme,
with its progressive straight-line pulls by extending our trials to include veering pulls, plus three different scopes, (from 3:1 to 7:1),
and three locations. ...
One key finding was that the ability for an anchor to set quickly is almost as important as its ultimate holding power.
The biggest surprises were that traditional designs – like the CQR, the Claw ... , plus West Marine’s copy of the Danforth –
didn’t live up to expectations (erfüllten nicht die Erwartungen) ...
The new generation of "roll-bar" type anchors (Anker mit Bügeln) were a revelation.
You don’t see many of these stowed on bow rollers in the UK, but they were truly impressive performers
– especially the New Zealand-made Rocna and Manson.
They showed extreme holding power as well as versatility and, along with the Spade and Fortress, were the best performers.
The anchors that performed best in our tests were the ones that self-orientated themselves on the seabed with an optimum penetrating
angle. ...

Anm.
-    Der Fortress ist der Beste, das hätte man nicht erwartet.
          Er ist ein Plattenanker, aus Alu und dadurch relativ gut zu handhaben.
          Das Problem mit Plattenankern ist der Stauplatz (im Bug).
          Für mich ist der Fortress die erste Wahl als Heckanker (Zweitanker).
-    Dass der (Stahl-)Spade gut ist, weiß man. Aber er ist teuer.
          (Dem Alu-Spade - nicht im Text - würde ich misstrauen; er ist zu leicht. Eingrabeverhalten!)
-    Der Rocna wird in vielen Testberichten gelobt. Und er ist erschwinglich.
Wikipedia
The New Zealand–designed Rocna has been produced since 2004. It too features a sharp toe like the Bügel for penetrating
weed and grass, sets quickly, and has a particularly large fluke area. Its roll-bar is also similar to that of the Bügel.
The Rocna obtained the highest averaged holding power in SAIL magazine's comparison testing in 2006 and the highest
"ultimate holding capacity" in Practical Boat Owner's testing in August 2011.

                                                                           - - - - -
Meine Ankerwahl jetzt (2013)  wäre ....
... der Rocna.
Auch er ist ein Anker mit Bügel. Die Schwächen des von Kaczierek entworfenen "Bügel"- Ankers (s. Kritik) wurden, so weit ich das sehe,
behoben:
     -    Die Fläche der Flunke ist größer.
     -    Mittig gekantete Fläche gegen Ausbrechen bei seitlichem Wind:
          Der Bügelanker von Kaczirek hat eine plane Flunke und hat einem seitlichen Zug vielleicht tatsächlich wenig entgegenzusetzen.
          Der Rocna dagegen ist "konkav" gestaltet (mit zwei planen Flächen, die in einem Winkel aneinanderstoßen.)    

-    Als Alternative käme nach wie vor der Delta in Frage.
        Allerdings erfordert die gebogene Form seines Arms eine Anpassung der Bugrolle.
        (Das gilt aber letztlich in irgend einer Weise für alle Ankertypen, vom CQR abgesehen.)
-   Für den Heckanker bleibt für mich der Fortress erste Wahl. (s. Heckanker)
-   Ich habe einen dritten Anker als Reserveanker, einen klassischen Stockanker (15 kg), aber tief verstaut.
         Mit diesem Anker haben wir in türkischen Gewässern routinemäßig geankert. Der Grund ist dort oft verkrautet.
         Der Stockanker drang besser durch den Bewuchs als der CQR.
              (Beim Tauchen habe ich einen CQR-Anker oben auf dem Bewuchs liegen gesehen.)
        Alle türkischen Schiffe fahren Stockanker.
     Wir haben den Anker weiß gestrichen. Dadurch war er deutlich sichtbar.

                                                                                        - - - - -             
 
Nachtrag Juni 2025
 
Ankertests von Steve Goodwin, SV-Panope
Es sind viele Youtube-Videos in englischer Sprache.
ChatGPT informiert dazu (Auszug):
          Steve Goodwin hat mehr als 40 Anker getestet (und darüber mehr als 100 Videos veröffentlicht) ...
         Steve vergibt keine Schulnoten, aber fasst Eindrücke in Rankings und Diagrammen zusammen, z. B.
-   Haltekraft (Diagramme für jede Bodenart)
-   "Best-in-Class" je nach Bootstyp und Bedingungen
-   Persönliche Favoriten
Anm.:
-   Wie die Rangliste vergeben wird, gibt Anlass zur Kritik.
         Schwammig ist "Best-in-Class je nach Bootstyp und Bedingungen", wenig objektiv sind "persönliche Favoriten".
-   In PV-Panope "Anchor Testing Summary" finden sich am Ende des Videos zwei Ranking-Listen.
         Die eine erfasst Anker um 45 lbs (20,4 kg,), die andere Anker um 20 lbs (~ 9 kg).
         Die Reihenfolge der Bewertungen ist dort unterschiedlich.
         Daraus lässt sich schließen, dass das Gewicht des Ankers eine größere Rolle spielt, als man zunächst annimmt.
 
-     Rangfolge bei den 20 kg - Ankern von SV-Panope:
     Sarca Excel / Rocna Vulcan / Mantus M1 / Spade S60 / Super Sarca /
     Ultra / Knox / Manson S. / CQR / Alum Excel, 9,5 kg / Delta / Rocna
     Wenn man jene entfernt, die nur aus dem Ausland zu beziehen sind, bleiben:
                   Vulcan / Mantus / Spade / Ultra / CQR / Delta / Rocna          (Reihenfolge = Rangfolge)
      Mit Ausnahme des Rocna stimmt die Reihenfolge bei SV-Panope mit der von Herrn Seifert (weiter unten) einigermaßen überein.
       Der Ultra wurde von Herrn Seifert nicht getestet.
 
         Ultra
  Das Youtube-Video "Which Anchor? And Why? Ultra – Marine" erklärt Unterschiede und die Vorteile dieses Ankers:
Beim Eingraben und beim Drehen bleibt er aufgrund seiner Konstruktion senkrecht und kippt nicht.
         Das ist recht überzeugend.
  Allerdings gibt es den Anker momentan nur in Niro.
Niro scheidet für mich aus Festigkeitsgründen aus.  (Vgl. 2.3 Material von Ankern)
 
                                                    - - - - -
 
 
Ankertest:      Hold fast! von Herrn Georg Seifert  (in: Palstek 3/25).
Getestet wurden:
     Bruce / Mantus M1 / Bügel / Rocna / CQR / Rocna MK2 / Danforth / Spade S100 / Delta / Vulcan
Gewicht: jeweils  20 kg
Der Test fand auf harter, sandig-kiesiger Brache statt.
Gemessen wurden:
-   die Zahl der Eingrabeversuche
-   der Weg bis zum Eingraben
-   die Haltekraft.
Die Preise der Anker wurden von mir aus dem Internet ermittelt und beziehen sich auf Stahl, galvanisiert, 20 kg.
Hinzugefügt wurde auch die Zahl der Eingrabeversuche.
 
Ergebnisse:                        Haltekraft   Weg bis zum Eingraben     Versuche                            ~ Preis (Juni, 2025)
                                                                                          bis zum Eingraben   
-     Spade               774,5 kg                0,4 m                     1                                       832,-  €     (SVB)
-     Vulcan              689,4                     0,4                         1                                      725,-        (SVB)
-     Rocna MK2        543                       2,5                         1                                    1.610,-        (Anderssen-Yachting)
-     Rocna               441,5                    0,5                         1                                       580,-        (SVB)
-     Mantus              433                      0,5                         1                                       627,-        (Parasail) 
-     Bügel                348                      3                                 Original Kaczirek, 21 kg:  615,-        (Fleiss-Yachtzubehör)
-     Delta                 271                      1,5                                                                  255,-        (SVB)
-     Danforth            257                      1                            1                                       105,-       (HiNelson)
-     CQR                  186                      3                                                                    708,-        (Sailtec)
-     Bruce                147                      5                                                                    150,-        (HiNelson)
 
Herr Seifert  (Emails, Auszüge):
Es ist nicht einfach einen neutralen Artikel zu schreiben. Denn es besteht immer die Gefahr, die eigenen Vorlieben
aufgrund eigener Erfahrung mit einfließen zu lassen. Wichtig war mir daher, alle Anker gleich zu behandeln.
Alle wurden mindestens drei Mal gezogen (mit einem Steyr Allrad-LKW), einige bis zu acht Mal, weil sie nicht greifen wollten.
Alle Zugversuche wurden mit 3 Kameras gefilmt und fotografiert.  ...
Den Fortress habe ich leider nicht bekommen können. Da aus Alu, hat der Importeur Kratzer befürchtet;
er könne ihn dann nicht mehr verkaufen. 
Ich selbst fahre seit fünf Jahren einen Rocna MK1, und bin damit zufrieden.
Vorher 15 Jahre einen Delta, der war auch nicht schlecht - viel besser als der CQR, den ich noch davor hatte.
Alle drei Anker, die ich selbst gefahren habe, passen recht genau in das Testergebnis.
Wir liegen seit 1996 an der Nordseeküste, und da hat es eher harten Sand mit Kies.
 
Anm.:
-   Den harten Untergrund halte ich für wesentlich. In Schlick oder Sand graben sich alle Anker ein.
         Wenn es darauf ankommt, hat man es vermutlich meist mit hartem Meeresboden zu tun.
-   Die realitätsnahe Planung und Durchführung der Tests sowie die penible Ermittlung der Werte sind vorbildlich.
-   CQR: Beim Test verwendet wurde ein Original-CQR, zugesandt von Lankhorst-Hohorst, dem General-Importeur.
-   Nur bei 2 Ankern wurde im Palstek-Artikel die Zahl der Eingrabeversuche genannt: CQR und Bruce.
    Auf Anfrage antwortet Herr Seifert: 
Es könnte ja sein, dass der erste Versuch ... ein Ausreißer ist. Deshalb haben wir alle Anker mehrfach gezogen.
Beim ersten Versuch und auch den folgenden saßen umgehend:
     Danforth, Mantus, Rocna I, Rocna II, Spade und Vulcan.
     Bei Bügel und Delta war ein zweiter oder dritter Versuch nötig, beim Bruce sogar 5, beim CQR 6.
-   Seitlicher Zug:
    Der Zugwinkel beim eingegrabenen Anker wurde bei den beiden Rocnas, dem Vulcan und dem Spade um 90° verändert.
         "... alle vier lassen sich davon nicht irritieren und sitzen nach einem knappen Meter wieder bombenfest im Grund."
-   Eingrabeverhalten: Die höchsten Haltewerte zeigen Spade und Vulcan.
         Das liegt daran, dass sie sich ohne Widerstand erzeugende Bügel oder Führungsbleche eingraben
         und bei Zug "immer mehr auf Tiefe" gehen. "Wir mussten beide bergmännisch ausgraben."
    Die Frage stellt sich, ob dies nur positiv ist. 
    Herr Seifert:
       Der Anker geht nicht beliebig tief, sondern nur bis er vollständig eingegraben ist. ...      
Bezüglich des Ausbrechens muss erwähnt werden, dass bei unserem Versuch der Boden sehr hart war.
Wird er unter Wasser durchgeführt, wird sich der Anker weit leichter ausbrechen lassen.
Zum einen zieht ja das Boot im - wenn auch leichten - Wellengang, zum anderen fließt Wasser in die Risse
und Hohlräume um den Anker und macht den Boden weicher. 
Ich sehe (und kenne) keinen Grund, dass die beiden Anker sich so festfahren, dass sie nicht mehr ausgebrochen werden können.
Dass der Spade, den es ja schon lange gibt, im französischsprachigen Raum weit verbreitet ist, spricht auch dafür,
dass es keine Probleme gibt.
 
 
Frage an ChatGPT:                                                                                                                                                                                                                Gibt es Berichte darüber, ob die Anker (Spade, Vulcan, Ultra) nicht mehr hochgeholt werden konnten?                                                                            Antwort (verkürzt):
     -   Tests ... zeigten, dass der Edelstahl-Schaft des Spade unter realen Bedingungen verbiegen kann.
              Während die Fluke hielt, kam es mehrmals zu deutlicher Deformation des Schafts.
     -   Auf einer Forum-Seite berichtet ein Nutzer, dass sein Aluminium-Spade auf Felsboden stecken blieb.
              Beim Versuch, ihn zu bergen, spaltete sich der Schaft. ...  
     -   In meinen Recherchen (Tests, Foren, Erfahrungsberichte) fand ich keine ... Fälle, in denen ein Vulcan- oder Ultra-Anker
         nicht mehr geborgen werden konnte. 
       Anm.:
Zu Aluminium und Edelstahl  vgl. weiter oben  2.3 Material von Ankern
 
 
 
Meine Ankerwahl 2025 
-   Die Argumention von Herrn Seifert und die Recherche über ChatGPT veranlassen mich, meine Skepsis gegenüber
    den Ankern der neuen Generation aufzugeben.       
-   Anker, die eigens aus dem Ausland eingeführt werden müssen, schließe ich für mich aus.
-   Ebenso Schraubkonstruktionen (Mantus); eine Schweißkonstruktion dürfte erheblich stabiler sein.
-   Wenn es ihn in Stahl geben würde (und Geld keine Rolle spielen würde), würde ich evtl. mit dem Ultra liebäugeln.
        Sein Eingrabe- und Drehverhalten jedenfalls ist laut Video perfekt.
 
-   Richtschnur für die Auswahl des Hauptankers bleibt für mich der Test von Herrn Seifert (Palstek 3/25).
-   Der Rocna MKII wäre mir mit ~ 1.610 € zu teuer, auch wenn er um etwa 20 % mehr Haltekraft aufbringt
    als der ursprüngliche Rocna (Rocna MKI) und konstruktiv verbessert wurde, wie bei SV-Panope erläutert.
        Spade und Vulcan stehen in der Rangliste über ihm und kosten deutlich weniger.
-   Der Bügelanker hat die schwächste Haltekraft und den längsten Eingrabeweg unter den verbleibenden Ankern.
         Auch ihn würde ich nicht mehr wählen.
-   Bleiben Spade (~ 830,- €), Vulcan (725,- €) und Rocna (~ 580,- €).
-   Spade und Vulcan gehen auf Tiefe, Rocna nicht.
         Trotzdem, halte ich den Rocna für erwägenswert.
         Für ihn spricht der bewährte Einsatz weltweit.
-   Ich persönlich habe ein Vorurteil gegenüber dem Spade.
         Das hängt mit meiner Analyse des Buches "Besser Ankern" zusammen, das von Poiroud stammt und den Spade anpreist.
         Poiraud ist Autor und gleichzeitig Konstrukteur des Spade.
              (Buchkritik auf dieser Webseite: Besser Ankern)
-   Ich würde gegenwärtig den Vulcan wählen.
                     Er wurde von Peter Smith konstruiert, der auch die beiden Rocnas entworfen ha,
                 und er wird vom gleichen Hersteller produziert.
                      Weitere Informationen bei    https://rocna.com
 
                                                                      - - - - -
 
Anker der neuen Generation
 Sie haben keinen Bügel, sondern legen sich von selbst auf die Seite und graben sich bei Zug ein.
 Wird der Zug stärker, gehen sie auf Tiefe.
      Dies wird möglich durch die fehlenden, Widerstand erzeugenden Anbauten: kein Bügel, keine Bleche.
                                                                                                                                                 

                                                                        - - - - -

Literatur
Nach meiner Einschätzung gibt es momentan (2012; 2025 unverändert) kein empfehlenswertes Buch auf dem deutschen Markt.
"Besser Ankern" (Palstek-Verlag, 2004) von Alain Poiraud (in der Übersetzung von Achim Ginsberg Klemmt) ist nicht objektiv.
Poiraud ist der Erfinder des Spade-Ankers; kein Wunder dass in seinem Buch dieser Anker am besten abschneidet.
Das Buch "Besser Ankern" wird anscheinend nicht mehr vertrieben (2013).
     In der Auseinandersetzung mit diesem Buch bin ich auf wissenswerte technische Zusammenhänge gestoßen.
     s. "Besser Ankern" (auf dieser Webseite).
                                                                 - - - - -

 

 

3.   Kette, Ankerleine, Leinenverlängerung, Zweitanker

3.1   Kette
3.2   Ankerleine mit Vorläufer ?
3.3   Leinenverlängerung  der Ankerkette  
3.4   Zweitanker
 

Zahlenbeispiele, wenn nicht anders erwähnt, für eine Yacht von 8 t

3.1   Kette
Ketten, die mit einer Ankerwinsch geholt werden, sollten kalibriert sein.

Länge, Stärke     
Die Längenangaben unterscheiden sich in den Empfehlungen erheblich.

Moitessier fuhr drei Ketten:
     12 m             Stärke    12   mm  (mit 60 m Nylonleine als Verlängerung)

   100 m                          10
     60 m                          12,5   

Germ. Loyd                    32.5   m      8 mm      für 37 Fuß-Yacht
Van-de-Stadt-Design    55      m                     für alle Schiffsgrößen
        Begründung: Die Ankergründe der Welt sind max. 15 m. 3 fache Länge der Kette genügt.
Bateaux                         57.75                        wenigstens 5fache Schiffslänge
Safety Cruising             60    m                      mind. 
Esys (www.esys.org)      120    m                      mind. 70 m
Wilts:
Freydis III (25 t) ist ausgerüstet mit

                                      80    m    13 mm (Niro)

Zugfestigkeit                                                  

Die Zugfestigkeit von Niro liegt nach Wikipedia zwischen    700   -   1300 N/mm2,
die von Werkzeugstahl                                     bei         1500   -   4000 N/mm2.
Werkzeugstahl hat nach diesen Angaben eine deutlich höhere Bruchfestigkeit.
Im Katalog von AWN (2016?) wird sowohl für Stahl- als auch für Edelstahlketten jeweils die gleiche Bruchlast angegeben.
     Man wird also nachfragen müssen.
Die Firma Kettenwälder scheint AWN zu bestätigen. Es gibt offensichtlich große Qualitätsunterschiede.

     (s. "Antwort der Firma Kettenwälter...", weiter unten.)
Stahl rostet; deshalb muss er verzinkt werden.
     Die Verzinkung wird durch den Gebrauch abgeschmirgelt; man muss nachverzinken.
Niro : Lochfraß bei preiswerten Ketten. Auf Qualität achten!

Aus einem Bericht in Trans-Ocean (Herr Heutgens, Jahr ?):
     "In einem Test im Magazin "boote" aus 12/08 hatten die Tester bei vielen Testkandidaten Mängel und Hohlräume
      in den Schweißnähten nachweisen können. Bei der Kette von Wälder nicht!
     Außerdem wurde die mit Abstand höchste Bruchlast von allen Kandidaten hervorgehoben."
 
Meine Empfehlung als Hersteller: Ketten-Wälder (www.ketten-waelder.de)
 
Zugwinkel
Der Zugwinkel (nach oben) sollte nicht größer als  8 Grad werden, sonst bricht der Anker aus.

Das erreicht man durch Gewicht der Kette und Länge.
    Deshalb habe ich für Summertime (37 Fuß) die Ankerkette um eine Nummer stärker
    mit 10 mm (anstatt 8) gewählt:
         Stahl verzinkt, 50 m.
Der Gedanke, eine Stahlkette durch eine leichtere, hochfeste Edelstahlkette zu ersetzen, weil die Bruchlast dies hergibt,
ist aus diesem Grunde falsch.


Edelstahl ist nicht gleich Edelstahl
Das Fazit aus einem Beitrag bei Trans-Ocean (Frank Heutgens)
    „Ketten aus 1.4401, AISI 316, V4A, 1.4404, AISI 316L sind für Meerwasser nicht geeignet.
    Das Maß aller Dinge: eine Kette aus dem Werkstoff 1.4462 (AISI 318LN)“
Die "Bruchlast dieser Kette ist deutlich höher als bei verzinkten mit dem selben Durchmesser".
  
  Herr Heutgens empfiehlt auch hier eine Kette von Ketten-Wälder,

    keineswegs "Qualitätsketten aus nichtrostendem Edelstahl".

Antwort der Firma Ketten-Wälder auf meine Anfrage (März, 2017):   
"Für den Einsatz im Mittelmehr empfehlen wir unser Material 1.4462 (Duplex).
Dieses Material ist dzt. das einzige, welches seewasserbeständig bis ca. 34,5°C ist.
Edelstähle gelten ab einem PRE - Wert (Lochfraßindex) von 33 als seewasserbeständig.
Unser Duplexmaterial hat einen PRE - Wert von 35.
Bezüglich der Bruchkraft haben unsere CROMOX - Edelstahl - Ankerketten 1.4462 eine Bruchkraft von 104,0 kN
und liegen damit fast doppelt so hoch wie verzinkte Stahlketten.
Hinzu kommt, dass Edelstahlketten aufgrund der glatten Oberfläche sich im Ankerkasten sehr gut reinlegen
und es somit zu keiner Haufenbildung kommt.
Das Gewicht liegt bei einer Stahlkette sowie Edelstahlkette gleich (siehe Katalog)."
 
Hinweis:
Salzwasser ist aggressiv und erzeugt Rost.
Deshalb sollte die Kette nach Gebrauch im Hafen mit Süßwasser gespült werden.
Am einfachsten ist, den Ankerkasten mit Kette auszuspülen.

                                                                      - - - - -
 
Erfahrungen anderer Skipper

Kette
-   Duplex-Stahl  (1.4462, nicht handelsübliches A4 = 1.4401), 75 m, 10 mm 

nach 5 Jahren Weltumsegelung keine Schwachstellen, zuverlässige Meerwasserbeständigkeit. (aus Palstek Jan. 2011)

-   Normaler Stahl "316",  35 m Kette plus Leine (für 34 Fuß - Schiff)
"Die Kette zeigte erstmals in der Karibik, nachdem wir ca. 8 Wochen in dem aggressiven Hafenschlamm von …
geankert hatten, eine Pittingbildung im Bereich der Wärmeeinflusszone der Schweißzonen an ca. 30 % der Kettenglieder. …
Diese Glieder wurden ausgekreuzt und mit einer ruthenbasischen 316-Elektrode nachgeschweißt.
Seitdem hat sich die Kette nicht mehr verändert. …
Wir würden jederzeit wieder eine normale 316 Ankerkette kaufen, u. a. auch wegen der besseren Selbst-Stau-
Eigenschaften."
Eine Verzinkung schwächt die Kette "durch Rissbildung mittels der Keilwirkung der Zinkkristalle.
Deshalb sind in der Handelsschifffahrt und Seefischerei auch der Einsatz von verzinkten Ketten verboten."                                                                                                                                                               (aus Palstek:    ?)
-   Wasi, Edelstahlkette  
     "Alle zusammen waren wir schockiert …
     Da wird uns Seglern … mit dem Versprechen höchster Qualität, billige chinesische Ramschware angedreht."
                                                        
(http://www.nautictest.net; diese Webseite gibt es nicht mehr, 2016)
 
Empfohlen wurde dagegen: CROMOX Duplex Edelstahl-Ankerkette.
Hersteller: Ketten Wälder (http://www.ketten-waelder.de)
 
                                                                       - - - - -
 
 
3.2   Ankerleine mit Vorläufer ?
Alle Kettenvorläufer müssen ein verlängertes Endglied haben (Sicherheitsrichtlinien).  
     GL: Wenn das Schiff schwerer als 1,5 t ist, muss ein Kettenvorlauf von mindestens 3 m angebracht werden.
     KA: empfiehlt als Länge 6 m
Stärke
     nach GL (wie Schlepptrosse)             20 mm        Polyamid-Leine
     nach "Boote" (Jahr, Ausgabe?)          18 mm
              Begründung: aufgrund moderner Konstruktion der Schlepptrossen 2 mm weniger als GL

Material
    Polyamid-Leine (Nylon),  s. Schlepptrosse
  
Länge
     GL:  Ankerleinen aus synthetischen Fasern müssen mind. die 1,5 fache Länge der vorgeschriebenen Ankerkette aufweisen.
  
Meine Meinung:
Ankerleine
, gleichgültig ob mit oder ohne Vorläufer, halte ich nicht für sinnvoll.

    -   Eine Ankerkette staut sich im Ankerkasten von selbst, kleinräumig; Leine nicht.
    -   Im Mittelmeer ankert man ausschließlich mit Kette. Wer sich in ein Ankerfeld gesellt,
        sollte etwa den gleichen Drehkreis haben, wie die anderen Yachten,
        damit man bei Winddrehungen nicht mit den anderen Yachten kollidiert.
        Gleicher Drehkreis heißt gleiche Länge der Kette.
            Bei Verwendung von Leine müsste man gegenüber Kette die Länge etwa verdoppeln,
            um den Anker im Grund zu halten.
    -   Bei Starkwind brauchen Leinen Zusatzgewichte. Kette nicht.


Meine Empfehlung:       Ausschließlich Kette !
      Kettenstärken:      nach GL
      Kettenlängen:       bis 24 Fuß:   30 m;     darüber:    50 m Kette
                   Wer extrem ankern muss: Kette 50 m plus Leinenverlängerung (nächster Punkt)
 
                                                                                       - - - - -
 
 
3.3   Leinenverlängerung  der Ankerkette  
Hintergrund ist, dass Wellen die ankernde Yacht rhythmisch nach achtern versetzen.
Eine Kette wird in extremen Situationen steif kommen, das Schiff ruckt.
Das hat zwei Folgen:
     -    der Anker kann ausbrechen,
     -    die Spitzenbelastung ist extrem; Schäden an Kette, Ankerwirbel, Anker, Bugbeschlag sind möglich.
 
Eine elastische Leine (Square Line) dagegen kann bei entsprechender Länge diesen rhythmischen Versatz ausgleichen.
Sie wirkt wie ein Gummiband.
Diese Konfiguration erlaubt, auch in schwierigen Situationen (mit Wellengang) zu ankern.
Deshalb sollten Schiffe, die in offenen Buchten ankern müssen, ihre Kette mit langer Leine verlängern (anspleißen).
 
Länge von Kette und Leine
-   Ich denke 50 : 50 ist vernünftig.
         Square-Leine! 
 Bateaux:     Kette wenigstens 5fache Schiffslänge
                       zusätzlich Leine, wenigstens 7fache Schiffslänge

Bei felsigem Untergrund schlägt Moitessier vor, Schwimmkörper an die Line zu binden:
    "Der Nachteil ist, dass Nylon felsigen Untergrund schlecht verträgt.  ...    
     Wenn eine Ankerleine Gefahr läuft, sich unter einem Fels oder in Korallen zu verfangen,
    dann hänge ich immer einen Schwimmer an die Leine ..."                                            ("Weite Meere, Inseln und Lagunen")
 
Erich Wilts  (Emails):
"Das Einrucken verhindern wir (oder mildern wir zumindest) mit Kettenkralle und dehnbarem Tau.
Außerdem: Je länger und schwerer die Kette, desto mehr Federwirkung."
"Unter Kette + Tau  a l l e i n e  ankern wir nie!
Beim Schwoijen kann das Tau an der Verbindungsstell zur Kette durchscheuern.
Bei der neuen FREYDIS (III) fahren wir 80 Meter Nirokette, 13 mm,
haben griffbereit in der zweiten Klüse den Reserveanker mit 30 Meter, 13mm + 50 Meter Ankertau."  
 
In kritischen Situationen bringt Erich Wilts beide Anker aus, wobei der Zweitanker als Sicherheitsreserve dient:
     Den "Reserveanker und 30 Meter Kette + Ankertrosse (zusammen = 60 mtr) haben wir einige wenige Male
     in wirklich kritischen Situationen ausgebracht in einem Winkel von 40 - 50 Grad.
     Zum einen wird der erste Anker entlastet, zum zweiten
(hat man) doppelte Sicherheit
bei Bruch oder Ausbrechen."       
 
Was Erich Wilts unter "kritischer Situation" versteht, ist wert, nachgelesen zu werden:
         "Auf der Route der Albatrosse", S. 228 ff
Anm.:
Dass der erste Anker entlastet wird, dürfte nicht richtig sein.
Das würde gelten, wenn die Ketten beider Anker gleichmäßig gestrafft sind, der Wind also genau den Winkel der Ketten halbiert.
Schiffe aber schwoien vor Anker. Dadurch wird jeweils nur ein Anker belastet.
Die Sicherheitsreserve dagegen ist unbestritten.
        
 
Stärkenberechnung der Leine  bei 8 mm Kette
    Bruchlasten - Umrechnung:     N x 0,10197 = kp

     Kette                         8 mm     3200 kp                  
    Square Polyamid        14 mm     3952 
 
        Aber:                              - 25 % (bei Spleiß)     =     bleiben ~ 2950 kp bei der 14 mm Square-Leine
            nach anderer Quelle      - 10 %                      =                ~ 3550 kp
            Ein Palstek würde          - 55 % verursachen    =               ~ 1780 kp
                 (s. I / 7. Fallen, Tauwerk, Leinen)                      
 
14 mm "Square" sollten bei einer 8 mm Kette (Bruchlast 3200 kp) ausreichend sein, wenn der Spleiß gut ausgeführt ist.
Manche Ankerwinden brauchen eine bestimmte Mindeststärke an Leine.
(Bei Summertime sind es 16 mm).
 
Spleiß
Die Verbindungsstelle von Kette und Leine darf kein Schwachpunkt werden.
Am sichersten ist, die Square-Leine mit der Kette zu verspleißen.
     Die Abbildungen bei Poiraud (in "Tout savoir sur Le Mouillage". Übersetzung von Ginsberg-Klemmt als "Besser Ankern")
     zeigen eine Spleißlänge über 8 Kettenglieder. Das entspricht etwa 20 cm.
Ich würde den Spleiß 1 m lang machen, die Kardeele am Ende verknoten und den Spleiß mehrfach abbinden (betakeln).
Zu bedenken ist, ob dieser Spleiß infolge seines Durchmessers noch von der Ankerwinsch aufgenommen wird.

                                                                      - - - - -
 
 
4.      Zweitanker
Ab einer bestimmten Schiffsgröße wird man beide Anker im Bugbeschlag fahren.
Die Vorgaben des Germ. Lloyd sollten nicht unterschritten werden.
Der GL sieht sowohl für den Erst- als auch für den Zweitanker Kette oder Vorläufer + Leine vor.
Die Kennzahlen für Kette und Leine für Erst- und Zweitanker unterscheiden sich nicht.
Für den Zweitanker wird ein etwas geringeres Ankergewicht zugestanden.
Für Kettenvorlauf + Leine am zweiten Anker spricht, dass man Anker + Kette mit einem Dingi nicht ausbringen kann;
das Gewicht ist zu schwer.

Erich Wilts:
"Zweimal haben wir unseren Hauptanker verloren: das eine Mal in Fallböen auf steinigem Grund in Feuerland,
das andere Mal im ostfriesischen Watt im Ebbstrom am Inselende von Brokum."
"Technisches Versagen hat uns bei Brüchen der Schweißnähte unseres Ankers und unseres Ankerwirbels
in 50 Knoten Wind bei der Zwölf-Apostel-Insel in die Bredouille gebracht.
Diese Vorfälle blieben nur deshalb folgenlos, weil wir vorher einen zweiten Anker ausgebracht hatten."
                                                                                                     
("Schwerwetter", Yacht 9/2018)  
Siehe auch II. Praxis / 11. Ankern 

                                                            - - - - -
     
 
5.   Zusatzausrüstung
Wirbelschäkel
Kettenfanghaken, Schockabsorptions-Leine
Reitgewicht
Bleileine   
Plastikmarkierungen
Ankerboje
Ankersegel
 

Wirbelschäkel  (Drehschäkel, Verbinder Kette – Anker)
Wenn Zug auf eine Kette kommt, entsteht durch das Ineinandergreifen der Kettenglieder angeblich ein Drehimpuls.
Dieser soll u. U. den Anker aushebeln.
Deshalb werden Verbinder, die sich drehen, empfohlen.
 
Sinngemäß aus einem Artikel in der amerikanischen Zeitschrift Sail, 0kt. 2014:
     -    Die angegebene Bruchlast von Drehschäkeln gilt nur, wenn der Zug geradlinig erfolgt.
     -    Wenn der Drehschäkel direkt am Anker befestigt wird und schräger Zug ausgeübt wird,
          brechen die den Anker umgreifenden Backen des Schäkels weit unterhalb der garantierten Bruchlast.
Man muss deshalb
     -    den Drehschäkel überdimensionieren
    -     oder zwischen Drehschäkel und Ankerschaft einen normalen Schraubschäkel setzen
            (der gegen Aufdrehen gesichert werden muss.
            Das verbessert allerdings nicht die Bruchlast des Wirbelschäkels an sich).
   -    oder auf ihn verzichten.
       „The best way to avoid a broken swivel is to avoid a swivel altogether.
      Unfortunately, this is not always practical. …”
 
Wenn möglich also vermeiden. Das wäre aber nicht immer handhabbar.
Das seien folgende Situationen:
     -    wenn das verankerte Boot mehrfachen gegensätzlichen Wind- oder Strömungsveränderungen ausgesetzt ist,
     -    wenn der verwendete Anker selbst eine Tendenz zum Drehen hat,
     -    wenn man beim Hochziehen den Anker drehen muss, damit er festgesetzt werden kann.
Anm.:
Ich halte keine dieser Situationen für so schwerwiegend, dass sie einen Wirbelschäkel erfordern. 

Dass die Kette einen Drehimpuls ausübt, bezweifle ich.
Warum sollten sich Ketten, deren Glieder im 90 Grad-Winkel ineinandergreifen, drehen?  

Das Drehen komme am Ankerplatz durch Wind und Gezeiten zustande, heißt es.
Auch das halte ich für unwahrscheinlich.
 
Selbst wenn es so wäre - ein Gedankenexperiment:
     Normalerweise gibt es bei Ebbe und Flut ein Hin und Her.
     Wenn durch eine Phase das Schiff gedreht und dabei die Kette eingedreht wird, wird durch die Folgephase rückgedreht.
     Keine Drehung der Kette also!
     Angenommen das Schiff würde tatsächlich durch Ebbe und Flut im Kreise bewegt.
     Innerhalb 12 h ergäbe das 1 Drehung, innerhalb 24 h 2 Drehungen an der Kette.
     Hochgerechnet auf 1 Woche: 14 Drehungen.
     Wenn man zusätzlich annimmt, dass sich die Windrichtung pro Tag einmal im Kreis bewegt,
     würden 7 Kettendrehungen dazukommen.
     21 Drehungen auf 30 m entsprechen 2,1 Drehungen auf 3 m.
     Wenn man 3 m Kette an einer Seite befestigt, sie 2,1 mal dreht und dann an der Kette zieht:
     es wird keinen spürbaren Dreheffekt geben.
 
Die Dreh-Argumentation scheint mir nicht stichhaltig.
Korrosionsprobleme am Wirbelschäkel kommen hinzu.
 
Ich halte Wirbelschäkel für ein Sicherheitsrisiko.
                                                                       - - - - -
 
Erfahrungen anderer Skipper
      -   Erich und Heide Wilts ist der Wirbelschäkel bei 50 kn Wind gebrochen (s. oben)
      Wasi – Powerball
      -    Korrosion an Madenschraube und Bolzen "nach 2 Jahren"    (aus Palstek Jan. 2011)

      -   "Aufgrund des erlebten Totalverlustes des Ankers, des hohen Preises und der fehlenden Möglichkeit,
          den festen Sitz zu kontrollieren, würde ich den Powerball nicht mehr erwerben und auf eines
          der klassischen Verbindungssysteme zurückgreifen."                                                           (www.Nautictest.net)                                       
 
                                                                     - - - - -
                                       
 
Kettenfanghaken, Schockabsorptions-Leine
Einen Kettenfanghaken benutzt man in Verbindung mit einer elastischen Leine, um nachts Wellenbewegungen abzufedern,
damit das Schiff nicht "einruckt" (die steifkommende Kette das Schiff abrupt bremst).
Der Fanghaken wird an das Ende einer elastischen Leine (~ 15 m) geknotet.
Etwa 10 m bevor die Kette das Deck berührt wird der Fankhaken in die Kette eingehängt, die Leine stramm gezogen
und belegt, so dass der Zug nun auf der Leine liegt.
Leinenmaterial: ideal wäre Square-Leine. Ich nehme einen alten Festmacher.
Man kann sich den Kettenfanghaken sparen, wenn man die Leine mit einem Stopperstek auf die Kette setzt.
Skip Nowak empfielt eine dicke, vorbereitete Nylon-Leine als Belastungs-Dämpfung: 
                                                                                            https://www.youtube.com/watch?v=rYfoki6vW-M

Reitgewicht
Ab einem gewissen Zugwinkel bricht der Anker aus. Deshalb muss die angreifende Kette oder Leine flach gehalten werden.
Aus diesem Grund setzt man ein Gewicht vor allem auf Ankerleinen.   
Dieses Gewicht wird angeschäkelt und mit einer zweiten Leine abgesenkt.
Ich habe keine guten Erfahrungen damit.
Die Absenkleine des Reitgewichts hat sich mit der Ankerleine zu einem unauflöslichen Gewirr verwickelt,
als Starkwind und Wellengang aufkam.
Viel einfacher: Keine Leine, sondern Kette! Sie ist von selbst schwer genug.

Bleileine   
Sie wurde ebenfalls wegen des Gewichts erfunden.
Blei ist giftig. Irgendwann fallen die Bleikügelchen ins Wasser …
Auch hier, einfacher und besser: Kette.
Kette ist schwer, und sie staut sich von selbst.

Plastikmarkierungen
... sollen in die Kette eingeclipst werden, um zu wissen, wieviel Kette ausgegeben wurde.
Diese Plastikteilchen haben bei mir nicht gehalten.
Letztlich habe ich den Plastikmüll im Meer vermehrt.

Sinnvoll ist, die Kette klassisch mit heller, wasserfester Farbe zu markieren.
Zum Beispiel: bei 10 m ein Farbring, bei 20 m zwei Ringe etc.
    Die "Ringe" sollten etwa 20 cm breit sein, damit man sie bei auslaufender Kette erkennen kann.

Ankerboje
Man setzt sie, um für andere Yachten den Platz des eigenen Ankers zu markieren.
Meine Erfahrung:
    Hafen von Porto bei unserem ersten großen Törn.
    Früh um 4 Uhr wollte eine Yacht ablegen. Dabei fing sie sich mit der Schraube die Schwimmleine
    unserer Ankerboje ein.
    Wir haben über zwei Stunde gearbeitet, einschließlich Tauchgang …
    Zum Glück waren es Deutsche.
    Ankerboje: Nie wieder!

Erich Wilts ankert allein. Die Ankerboje hilft ihm, festzustellen, ob der Anker slippt oder ausbricht.
Einen GPS-basierten Ankeralarm halte ich für die bessere Alternative.
Vor allem deshalb, weil die Boje - wenn sie unter Wasser gerät, z. B. bei Flut und hohem Wellengang - Auftrieb erzeugt
und die Haltekraft des Ankers dadurch schwächt.
(Auch dies ist nachzulesen in "Route der Albatrosse"; die Ankerboje hatte den separierten Anker versetzt.)
 
 
Mein Fazit:
-    Kettenfanghaken: sinnvoll, aber ersetzbar durch Stopperstek 
          Square-Leine in Extremsituationen; im Normalfall genügt ein Festmacher.

-    Ankerleine, Kettenvorlauf, Reitgewicht, Bleileine,  Ankerboje, Plastikmarkierungen  -  Alles Unfug!

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Ankersegel
Es ist ein sehr kleines, planes "Segel" mit gleichlangem Achter- und Unterliek.
Es wird an der Dirk des festgesetzten Baumes verkehrt herum hochgezogen (Schothorn in Richtung Mast)
und mit einer Leine zum Lümmelbeschlag des Baumes gespannt.
Wenn das Schiff vor Anker schwoit, fällt der Wind auf der Luvseite entgegengesetzt der Schwoirichtung
ins Ankersegel und bremst dadurch die Schwoibewegungen.
Aber das Ankersegel darf nicht zu groß sein, vor allem bei größeren Windstärken.
Ist es zu groß, verstärkt es eher die Schwoibewegungen, anstatt sie zu bremsen.
Die Größe der Yacht, ihr Gewicht und das Unterwasserschiff sind maßgeblich

Bei unserem Schiff (37 Fuß, flaches Unterwasserschiff, gemäßigter Finkiel, 8 t beladen) ist 1 m Seitenlänge eher zu groß.

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6.    Ankerwinsch
Wer den Anker nicht mehr per Hand bedienen kann oder will, muss eine elektrische Ankerwinsch installieren.
Alle elektr. Ankerwinschen können auch per Hand bedient werden.

E - Konzept
Aufgrund der hohen Ströme, welche jede Ankerwinsch aufnimmt, gibt es zwei Konzepte:
     -    eine eigene Batterie in der Nähe der Ankerwinsch   oder   
     -    lange und dicke Kabel.

Im ersten Fall muss vorgesehen werden:
     eine eigene Batterie, Batteriekasten, dicke Kabel zur Winsch, normale Kabel als Ladekabel vom E-Panel zur Batterie.
Im zweiten Falls
    spart man die Batterie, dafür braucht man dicke Kabel vom E-Panel zur Winsch.

Praxis
Nicht immer hält der Anker beim ersten Mal.
-     Wenn man wiederholt den Anker mit Kette hochziehen muss, genügt eine normale Batterie vermutlich nicht.
Dann muss man trotzdem den Motor mitlaufen lassen.
-     Und damit der Strom ankommt, braucht man bei dem langen Weg wiederum dicke Zuleitungskabel.
Die zweite Lösung (nur lange und dicke Kabel) erscheint mir vernünftiger vor allem, weil keine zusätzliche Batterie erforderlich ist,
die irgendwann ersetzt werden muss.
Aber dann sollte die Maschine bei jedem Ankermanöver mitlaufen.
-     Wer evtl. die Ankerkette mit Leine verlängern möchte, muss darauf achten, dass die Ankerwinde auch Leine einziehen kann.
 
-     Ankerspill ?
Man muss sich klar werden, ob man ein Ankerspill braucht, mit dem man nicht nur die Ankerleine aufwickeln kann,
sondern auch andere Leinen.
     z. B. beim Aufstieg in den Mast die Leine, die einen hochwinscht.
Aber was ist, wenn sie in diesem Falle nicht abschaltet?
Natürlich gibt es auch andere Anwendungen.
     Ich habe auf ein Spill verzichtet und es nie vermisst.
     Ohne Ankerspill wird die Ankerwinsch deutlich flacher.

Vorsicht Elektrolyse !
Bei der Kontrolle im Herbst 2010 stellte ich fest, dass der Plus-Anschluss am Motor der Ankerwinsch zersetzt war.
Ursache:
Der Anker soll jederzeit klar zum Einsatz sein.
Deshalb hatte ich den Sicherungsautomat eingeschaltet und dadurch permanent Strom aufgeschaltet.
Im Bedarfsfall hätte man nur die E-Bedienung drücken müssen.
Weil aber Seewasser immer wieder überkam, entstand dadurch ein elektrolytischer Zustand:
     zwei verschiedene Metalle (Kupferleitung und Anschluss aus Eisen) unter Strom bei gleichzeitiger Verbindung
     in einem Elektrolyten (Seewasser).
Folge: Anschluss zersetzt (s. oben).
Konsequenz: Man muss den Strom fernhalten.

Das hatte ich übersehen: Der Anker ist auch so klar zum Fallen!
        Der Anker ist im Bugbeschlag festgesetzt.
        Um die Verriegelung zu lösen, muss sowieso jemand auf das Vorschiff.
        Dann kann er auch die Ankerwinsch bedienen bzw. lösen, allerdings per Hand.

Vorsicht Seewasser !
Ankerkästen sind nie wasserdicht.
Bei Summertime hat sich mehrfach massives Wasser über das Vordeck ergossen.
Folge: der E-Motor der Ankerwinsch war kaputt und musste auf Rat des (deutschen) Fachmannes neu gewickelt werden.
Kosten: fast wie ein neuer Motor.
Im Sommer darauf war der Motor wieder kaputt.
Aussage des (holländischen) Monteurs: „Wenn ein E-Motor unter Wasser steht, hilft nur ein Austausch.“
Was blieb mir übrig …
Der neue Motor sollte vor Schwallwasser geschützt werden:
     Der holl. Monteur hat den Motor in in eine Kunststoffhülle mit Reißverschluss eingepackt.
     Mittlerweile habe ich die Hülle unten geöffnet. Das eindringende Wasser tropft ab, der E-Motor ist belüftet.
 
Problemzone Ankerkasten
Der Ankerkasten bleibt eine Problemzone.
Wilfried Erdmann hat auf einen Ankerkasten verzichtet. Wer aber auf das Ankern angewiesen ist, braucht ihn.
-     Durch die Kettenklüse und durch die Ankerkasten-Abdeckung dringt bei überkommendem Seegang sehr viel Wasser ein.
Das salzhaltige Milieu zerstört die Ankerwinsch, wenn sie nicht sehr gut isoliert ist.
-     Je nach Größe des Ankerkastens und den Eindring- und Abfluss-Öffnungen kann sich sehr viel Wasser im Ankerkasten anstauen.
      Gewicht!
 
Was kann man tun?
-    eine Pumpe installieren
-    die Ankerklüse verschließen (z. B. durch Bauschaum oder Knetgummi)
           Die muss man allerdings irgendwann wieder herauspulen. 
           Dennoch ist es eine Möglichkeit, wenn man einen längeren Törn über offene See plant.
-    Natürlich muss auch der Deckel des Ankerkastens wasserdicht abschließen.

Trotzdem bleibt der Ankerkasten feucht.
Also muss man zusätzlich häufig mit Süßwasser spülen und lüften.

Wartung der Ankerwinsch
-     Alle Außenteile mit Süßwasser reinigen.
-     Die rotierenden Außenteile schmieren, insbesondere die Antriebswelle und die Kupplungskegel.
-     Diese können verkleben. Dann kann diie Kette nicht mehr hochgezogen werden.
      Maßnahme: Ankerwinsch öffnen, verharztes Fett entfernen, neu fetten.

Wartungsplan: s. Betriebsanleitung
    
Die wichtigsten Hersteller
    -    Lewmar
    -    Lofrans
    -    Maxwell
    -    Quick
    -    Anchorlift
                                                                    - - - - -
                                        
 
Summertime
Lofrans Project 1000 

Ich habe mich damals für Lofrans entschieden. Diese Fima gibt es heute nicht mehr.
Vermutlich käme jetzt eine Lewmar in die engere Wahl.
Entscheidend ist, ob die Ankerwinsch rostanfällig ist.

    Daten :  für Kette 8 mm und Tau 16 mm, ohne Spillkopf
                12 V, 1000 W, kurzfristig 1500 W
 
    System-Anforderungen  (nach Lofrans):
                Batterie:                        200 Ah
                Kabel:                             50 mm2
                Sicherungs-Automat:      100 A

Die Ausführung sieht folgendermaßen aus:

-    Kabel, Sicherung   
     Anstelle des 50er-Kabels habe ich ein Kabel mit 35 mm2 angebracht, nach Rücksprache mit Herrn Stollsteimer (Philippi).      
         „Es ist überhaupt kein Problem, ein 35 mm 2-Kabel mit 100 A abzusichern.
         Hinzu kommt, dass es sich um sehr schnelle Automaten (von Philippi) handelt.“
-    Batterie:  Meine allgemeine Service-Batterie hat 80 Ah.

 

Betrieb
1)   elektrisch:
          -    Sicherungsautomat einschalten (3r sollte ausgeschaltet sein; s. oben: Elektrolyse)
          -    zur Sicherheit: mit der Kurbel die (lose) Scheibe des Aufsatzes festziehen
          -    E-Bedienung anschließen
          -    Schalter betätigen
                 -    Pfeil nach oben  (= Up):        Kette wird eingeholt.
                 -    Pfeil nach unten (= Down):    Kette wird ausgegeben.

2)   Bedienung per Hand:
          -    Scheibe des Aufsatzes lösen. Das Gewicht des fallenden Ankers zieht die Kette heraus.
               Evtl. per Hand nachhelfen.     
          -    Bremsen: Mittels Kurbel die Scheibe gleitend festziehen.
          -    Einholen: mittels Kurbel   (Das ist extrem mühsam.)

3)   Notbedienung, elektrisch
          falls z. B. der Sicherungsautomat ausklinkt und man keine Zeit hat, den Automaten wieder einzudrücken:
          -   E-Schalter im Ankerkasten (mit Schlüssel) bedienen.
                   Wenn der Schlüssel gedreht wird, wird der Kontakt  geschlossen und die Kette wird eingeholt.   
                   Relaiskabel und Sicherungsautomat werden umgangen.

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7.   Heckanker
Für Heckanker gibt es keine Berechnungsempfehlungen (2012).
Heckanker werden im Hafen verwendet. Das ist geschütztes Gewässer.
Die Lasten sind also wesentlich geringer; in der Regel ist es nur der Winddruck.
Der Grund ist fast immer Schlamm.
Deshalb würde ich einen Platten- oder einen Bruce-Anker wählen.
Man muss den Anker per Hand ausbringen und einholen. Daher spielt das Gewicht eine besondere Rolle. Alu !
Das alles führt eigtl. zum Fortress. Er hat zusätzlich die besten Haltewerte: siehe Ankertests.
Leider ist er auch am teuersten.
Auf unserer Vorgänger-Yacht hatten wir einen Baas-Ball. Das war in Ordnung!

    Preise (2010)
        Baas-Ball                10    kg                           50,-    Euro
        Bügel                       9     kg                        170,-
        Guardian                  3,2  kg                         250,-
        Fortress FX 16          3,1  kg,                        400,-
   
Leine / Kette  beim Heckanker?
Weil der Boden in Häfen vorwiegend schlammig ist, ist meiner Meinung nach Niro-Kette am besten.
An ihr bleibt Mudd nicht haften.
Sie lässt sich außerdem sehr platzsparend stauen. Ein Eimer als Stauplatz genügt.
Wenn man aus Kostengründen auf Leine mit Kettenvorlauf ausweicht, sollte der Vorlauf mind. 10 m betragen.
Grund: der Schlamm des Hafenbodens.
   
Stärke          6 mm, Eisen:       90,- Euro   (2018)      Bruchlast        1.600 kg
                   6 mm, Niro:       285,- Euro                  Bruchlast        1.600  kg
Länge
Bei viel Wind sollte der Heckanker weit entfernt ausgebracht werden können: ~ 50 m   
Ideal wären deshalb 50 m Niro-Kette.
 
Leinenverlängerung 
50 m Gesamtlänge sollten ausreichen.

Die Stärke der Leine würde ich von den Bruchlasten abhängig machen.    
Zu überlegen ist, ob man das Ende der Leine am Schiff festsetzt oder nicht.
    -    Vorteil des Festsetzens: die Leine kann nicht ausrauschen.
    -    Nachteil: Wenn man sich in der Länge der Anlaufstrecke verschätzt, ist es schwierig zu verlängern,
         weil man abknoten muss.
 
Halterung
Ich habe bisher noch keine sinnvolle Installation für den Heckanker gesehen.
Mein Vorschlag:
Am einfachsten ist eine Kunststoffrolle, die am Heckkorb befestigt wird (SVB: "Ankerrolle für Heckkorb");
     darüber läuft die Kette, wenn der Anker ausgebracht wird.
Dazu ein Kettenfanghaken ebf. aus Kunststoff, welcher das Ausrauschen der Kette in der Vorbereitungsphase verhindert. 
Die Kette kann direkt aus einem Eimer gefahren werden, der in der achteren Backskiste unter der Rolle steht
(bei geöffneter Backskiste).
                                                                - - - - -

 
Summertime, Heckanker
Anker     Fortress    Modell    FX 16
Kette:       Niro, 6 mm, 15 m                                 Bruchlast:    1600 kg
Verbindung Kette – Anker:    
Wirbelschäkel, Aisi 316             1350 kg

    (Von Wirbelschäkeln ist abzuraten. Ein normaler Schäkel würde ausreichen.
    Ich hatte aber den teuren Wirbelschäkel in meinem Vorrat.
    Bei einem Heckanker halte ich das Risiko eines Bruchs für gering.)
Leinenverlängerung:
    Liros Squareline, 14 mm, 30 m                           Bruchlast:    2000 kg        
    Die Leine wurde an die Kette gespleisst auf einer Länge von 48 Kettengliedern. 
        Dabei wurde die Leine auf 4 Kardeele aufgeteilt und alle 4 Kardeele durch jedes Kettenglied gezogen.       
        Zusätzlich wurden 3 Taklinge aufgesetzt: Anfang, Mitte, Ende des Spleißes.
Weitere Verlängerungs-Leine:    25 m, 12 mm
    Zweck: Zu meiner Beruhigung ... sollte die Leinenverlängerung doch nicht ausreichen.
Verbindung der Verlängerungsleinen: Paketknoten

Wikipedia, Paketknoten
     "Der Paketknoten ist ein Knoten zum Verbinden zweier Seile im Bergsport. ...
     Er hat eine deutlich höhere Knotenfestigkeit ...
Paketknoten
     Knüpfen: Man nimmt beide Seile und wickelt mit den Enden drei Windungen um die stehende Part.
     Dann werden die Enden durch die so entstandenen Augen gesteckt und dichtgeholt."

Stauen des Heckankers
Verstaut ist er in der achteren Backskiste an Bb:
        Kette plus Liros-Leine in einem Eimer,
        Leinenverlängerung(en) in einem zweiten Eimer.
       An der Heckreling die Rolle, ebenso der Kettenfanghaken, darunter.

Einsatz in der Praxis
Der Deckel der Backskiste wird hochgeklappt, der Anker herausgehoben und außen an den Heckkorb gehängt.
Die Kette läuft dabei über die Heckankerrolle.
Damit der Anker nicht ausrauscht, wird die Kette in den Kettenfankhaken eingehängt.
Kette und Leine laufen direkt aus dem Eimer.
Weil sie an der Unterkante der Backskisten-Klappe schamfilen, haben wir dort einen Niro-Streifen aufgesetzt.
Ungelöst ist bisher: gleiches Schamfil-Problem an der Badeplattform.
 
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8.  Schlepptrosse
Nach Germ. Lloyd:
       Länge:             5 x Länge CWL
       Material:          Polyamid-Leine (Nylon)
       Stärke:             Nach GL gelten für Schleppleine und Ankerleine die gleichen Empfehlungen.                               
                              Die Bruchlast der Kette sollte erreicht werden.
                              Verlangt wird 3-litziger Trossenschlag         
       Leitzahlberechnung:    s. Anker
           für eine 37 Fuß-Yacht mit 7 t         20 mm        Polyamid-Leine
           nach "Boote" (Jahr, Ausgabe?):     18 mm 
               Begründung:
               aufgrund moderner Konstruktion der Schlepptrossen 2 mm weniger als GL

Summertime
        Gleistein, Polyester, 18 mm, 3-schäftig, 50 m, Bruchlast  3395 kp
 
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                                                                                                                                    Mai 2018 
                                                                                                                                          überarbeitet Juni 2025